Melissa
18.12.2025 um 22:47Uhr

Verlassensängste

Wir haben vor 1,5 Jahren einen Schäferhund (damals war er 7 Monate alt und wurde kurz vorher kastriert)aus Ungarn bei uns aufgenommen. Außerdem haben wir noch eine Hündin. Er hat sich von Anfang sehr stark an mich gebunden, wahrscheinlich weil mein Freund damals auch oftmals nicht zu Hause war, da er viel bei seiner schwer kranken Mutter war. Anfangs konnte ich noch nichtmal einfach so zur Toilette gehen, ohne das die Tür auf bleiben musste, da er sofort in Panik geriet und mich in der Wohnung gesucht hat. Also haben wir das alles mit kleinen Schritten aufgebaut und das alleine bleiben gesteigert. Ebenfalls war das Auto fahren für ihn ein große Problem, was wir aber nach und nach gut in den Griff bekommen haben, jetzt besteht nur noch die Angst sobald wir auf die Autobahn fahren, obwohl auch schon das besser geworden ist. Ein großes Problem für uns ist aber seine Verlassensangst was mich betrifft. Heute war ein Katastrophaler Tag und ich bin echt ratlos. Ich musste zum Arzt und habe den Hund zu meinem Bruder und meiner Mutter gebracht, damit sie auf ihn aufpassen. Nach ca 15 Minuten rief mich mein Bruder an, weil der Hund total am durchdrehen wäre. Er würde die ganze Zeit an der Eingangstür kratzen und wäre richtig panisch. Mein Bruder hat ihn an die Leine gemacht, aber er wäre kaum zu händeln. Ich bin dann sofort wieder zurück gefahren und als ich ankam war er natürlich mega nervös, aber sichtlich erleichtert, dass ich wieder da bin. Meine Mutter hat ihn dann kurz auf die Terrasse gelassen und ihm ein paar Leckerchen gegeben, die er allerdings aufgrund der Aufregung gar nicht angerührt hat.. Nach zwei Minuten will ich ihn wieder rein holen (ich stand die ganze Zeit in Sichtweite zur Terrasse, aber er hat mich evtl nicht durch die Spiegelung gesehen), mache die Tür auf da ist der Hund nicht da. Ich bin dann sofort vorne zur Eingangstür gerannt, mache die Tür auf und sehe, dass die Autos auf der Hauptstraße (die leider ziemlich nah am Haus verläuft) ganz langsam fahren und dachte mir sofort, dass der Hund auf der Straße ist. Ich bin zur Straße gerannt und sah, wie mein Hund zwischen den Autos auf der Hauptstraße läuft und mich sucht. Als ich ihn gerufen habe, kam er zum Glück sofort und es ist nichts passiert, aber ich mache mir wirklich große Sorgen. Er kennt den Garten bei meiner Mutter und war schon zig Mal da, aber heute muss er in seiner Panik über den Zaun gesprungen sein. Wenn er zu Hause mit meiner Hündin alleine bleibt, ist das bisher immer gut gegangen, obwohl er anfangs aus Verzweiflung auch schonmal an der Tür kratzt, wenn wir gehen, was natürlich auch schon blöd ist, da die Tür natürlich dadurch zerkratzt wird und wir zur Miete wohnen, aber immerhin konnte er schon einige Stunden alleine bleiben Was mir aber echt Sorgen macht ist, dass ich ihn nicht mal bei meiner Familie (die er ja kennt) abgeben kann falls mal ein Notfall besteht... Selbst bei meinem Partner dreht er teilweise durch. Mein Partner mag schon gar nicht mit ihm alleine spazieren gehen, da er sich ständig am umdrehen ist und zu mir wil und nur am ziehen ist, obwohl er sonst eigentlich ganz gut an der Leine läuft. Jetzt ging es zwei Tage soweit gut, aber gestern ist er auch bei ihm wieder so durchgedreht, dass ich ihn abholen musste. Aktuell bin ich zu Hause, aber demnächst muss ich zum arbeiten wieder ins Büro und dann muss er einfach mit unserer Hündin alleine bleiben können. Leider müssen wir jetzt auch noch umziehen und ich habe schon Angst ihn dort das erste Mal alleine lassen zu müssen, weil er aufgrund der neuen Umgebung wahrscheinlich auch erstmal wieder total durchdrehen wird. Wie bekomme ich diese Verlassensängste was mich betrifft in den Griff? Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

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Michael
20.12.2025 um 08:40Uhr

Hallo Melissa Das klingt nach einem großen Stück Arbeit. Am besten zusammen mit einem Hundetrainer, der den Hund lesen und verstehen kann. Aus deiner Beschreibung lässt sich nicht herauslesen, was der Grund der Panik ist. Das er dich vermisst wäre ein Ansatz, ein anderer wäre das er auf dich aufpassen will. Auf jeden Fall steigert er sich in eine Rage, in der er seine Impulse nicht mehr kontrollieren kann. In solchen "Beben" der Stärke 10 hat man keinen Einfluss mehr auf die Hunde, man kann nur vermeiden das sie in solche Zustände geraten. Dafür muss man aber genau analysieren und dann sehr kleinschrittig vorgehen, eine echte Aufgabe. Seine frühe Kastration wird wahrscheinlich eine Rolle spielen, da sie seine stabile Persönlichkeitsentwicklung unterbrochen hat. Und Schäferhunde neigen ja von Haus aus, je nach Zuchtlinie natürlich, zum Hochfahren und Überdrehen. Euer Ansatz muss jetzt sein, selbst sehr ruhig zu bleiben und unbedingt solche Situationen zu vermeiden um eine Generalisierung nicht noch voranzutreiben. Du musst ihm schon mal unbedingt abgewöhnen, in der Wohnung, immer in deiner Nähe sein zu wollen und zu können. Aber alles in allem kann ich euch wirklich nur ans Herz legen einen Profi dazu zu nehmen, der euch und eure Beziehung analysieren kann um den richtigen Trainingsansatz zu finden. Alleine über Erziehung wird das nicht funktionieren, seine Impulskontrolle und seine Frustrationstolleranz scheinen zu sehr überfordert in solchen Situationen. Das Training hier in den Kursen, wird euch aber, in der Wartezeit auf den Trainer, schon etwas weiter helfen können. Die Kurse Bindungen und Beziehung und Distanz und Nähe, sind wichtige Bausteine für euch. LG Micha

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